IOR-Maxi-Yacht boomerang 1:15

Das Original

Als Vorbild diente  die von German Frers konstruierte und 1984 bei Derecktor in New York aus Aluminium gebaute Hochseerennyacht boomerang. Auftraggeber war der überwiegend in New York lebende Geschäftsmann und Reeder George S. Coumantaros (1922-2016) - ein Weltbürger mit griechischen Wurzeln. Die boomerang  hatte einen Rennwert von 70 Fuß nach International-Offshore-Rule (IOR) und gehörte somit zur Klasse der IOR-Maxis.

 

Diese Bootsklasse gewann bei wohlhabenden Regattaseglern seit Ende der 70er-Jahre zunehmend an Beliebtheit. Eingesetzt wurden diese Boote für taktisch anspruchsvolle Kurzstreckenrennen. Hierzu zählten z. B. die Maxi-Regattaserien vor San Francisco oder Porto Cervo (Sardinien). Die überragende Seetüchtigkeit der Maxis ermöglichte aber auch eine Teilnahme an den berüchtigsten Langstreckenrennen wie etwa Fastnet-Race, Sydney-Hobart oder Bermuda-Race. Auch das Whitbread-Round-the-World-Race wurde bis 1994 mit IOR-Maxis gesegelt.

 

Die boomerang  errang Siege bei den Maxi-Veranstaltungen vor San Francisco und Porto Cervo. In den Jahren 1984, 1990 und 1992 war die boomerang  schnellstes Schiff beim Rennen von Newport nach Bermuda. Erst 1996 hat der Eigener das Schiff gegen eine modernere Rennyacht in Faserverbund-Leichtbauweise ersetzt. 


Das 1. modell

Noch kurz vorm Abitur wollte ich diese faszinierende Yacht als funktionsfähiges Modell realisieren. Denn es zeichnete sich ab, dass mit Studium und Berufseinstieg die Zeit für den Modellbau knapp werden würde.  Als Vorlage für das Modell dienten mir Abbildungen und Informationen aus dem Buch "Nyeland, P.; Bobrow, J.; Jinkins, D.: Renn-Yachten aus aller Welt - Die größten Rennyachten der Welt. pietsch 1991". Auf Basis der gezeigten Fotos und Skizzen entstand der Plan für die Modellyacht. Der Maßstab wurde derart gewählt, dass das Boot diagonal in den Kofferraum eines Kompaktwagens mit umgeklappter Rückbank passt. Die Maßstäbliche Verkleinerung führt zu einem sogenannten Ähnlichkeitsproblem: Der Ballast schrumpft stärker als die Segelfläche. Um diesen Effekt zu kompensieren, wurde die Kielflosse tiefer als maßstäblich ausgeführt.

 

Der Rumpf entstand durch Handlaminieren aus einem Glasgewebe-Epoxi-Verbund auf einer Positiv-Laminierform. Die benötigte Laminierform wurde klassisch aus Sperrholzspanten und Balsaholzbeplankung aufgebaut. Diese Laminierform wurde zudem mit einer Lage Glasgewebe-Epoxi-Verbund versiegelt, gespachtelt, geschliffen, lackiert und mit Trennwachs behandelt. Das Deck wurde aus dünnem (0,6 mm) Flugzeugsperrholz realisiert. Der Rumpf wird innen durch zwei Sperrholzspante ausgesteift. Der Alu-Mast war eigentlich ein Zubehörteil für die Marblehead-Modellyachtklasse, passte aber in Länge und Querschnitt sehr gut zur Maxi-Rennyacht im Maßstab 1:15. Mast- und Decksbeschläge entstanden aus dünnem Messingblech, Messingrohr und Messingdraht. Diese Halbzeuge ließen sich gut via Weichlöten fügen. Einige Winschattrappen entstanden während meines Maschinenbaupraktikums an der Drehbank. Ein paar Beschläge konnten im Modellbauhandel gefunden werden. Für die Segel wurde Dacron ausgewählt und beim Segelmacher beschafft. Der Zuschnitt und das Nähen erfolgte in Eigenarbeit. Im Rumpf arbeiten zwei Segelwinden von Graupner, ein Ruderservo und ein Flautenschieber. Nach einer Bauzeit von ca. 700 Stunden war die Modellyacht einsatzbereit. Die Segeleigenschaften des Modells und die Anmutung auf dem Wasser sind großartig.

Modellyacht boomerang (Foto: M. Book)
Modellyacht boomerang (Foto: M. Book)
Modellyacht boomerang (Foto: M. Book)
Modellyacht boomerang (Foto: M. Book)
Modellyacht boomerang (Foto: M. Book)
Modellyacht boomerang (Foto: M. Book)
Modellyacht boomerang (Foto: K.-H. Burchardi)
Modellyacht boomerang (Foto: K.-H. Burchardi)
Modellyacht boomerang (Foto: K.-H. Burchardi)
Modellyacht boomerang (Foto: K.-H. Burchardi)
Modellyacht boomerang (Bild: O. Helms)
Modellyacht boomerang (Bild: O. Helms)

Technische Daten

Original

IOR-Rennwert: 70 Fuß

Baujahr: 1984

Länge: 24,56 m

Breite: 6,00 m

Tiefgang: 3,85 m

Verdrängung: 35 t

 

Modell

Maßstab: 1:20

Baujahr: 1994

Länge: 1.640 mm

Breite: 300 mm

Tiefgang: 400 mm

Verdrängung: 12,5 kg



Weitere Modelle

An der Hochschule Emden entstehen im Rahmen der Lehre  auf dem Gebiet der Faserverbund-Technologien ab Wintersemester 2020/21 fortlaufend neue Modellyachten nach gleichem Vorbild und gleichem Maßstab (1:15). Dafür habe ich das Modell neu konstruiert und den Rumpf mit Hilfe von CAD gestrakt. Die neue Konstruktion ist ferner auf eine Kleinserienfertigung mittels Laminierverfahren abgestimmt. Mit diesem Ausbildungsprojekt geht das Ziel einher, eine neue Modellyacht-Klasse zu etablieren, wobei die Yachten vorbildähnliche Nachbauten von IOR-Maxis im Maßstab 1:15 sein sollen.

Foto: Jonas Ruangthong
Foto: Jonas Ruangthong